Mein Mann hat sich nach 28 gemeinsamen Jahren das Leben genommen. Habe ich ihn gar nicht gekannt? Wieso hat er sich mir nicht mitgeteilt? Die Kinder wollten Normalität. Sie wollten auch zu keinem Psychologen. Da habe ich es gut sein lassen. Es sagt einem keiner, wie man es richtig macht.
Nach einem halben Jahr hatte ich richtig Wut. Wut alles allein machen, alle Entscheidungen allein treffen zu müssen. Wenn man Wut hat auf jemanden, der gegangen ist und das ausspricht, das braucht Mut. Und man schämt sich. Eigentlich ist es aber normal. Das erfährt man in der Gruppe.
Durch die Trauer muss jeder durch. Drum herum gibt es keine Wege. Wir in der Gruppe sind eine Schicksalsgemeinschaft. Unsere Situation ist hart, aber wir geben uns gegenseitig Halt. Wir kommen wieder raus. Ich wäre furchtbar gern mit meinem Mann alt geworden. Ich war mitten im Leben, als er ging. Aber ich habe noch mein Leben und ich möchte es verdammt noch mal auch spüren. Ich habe mich wieder fürs Leben entschieden.“
Agnes Rückel, Diätassistentin
Selbsthilfegruppe Angehörige um Suizid, AGUS
[Suizid ist die beabsichtigte Beendigung des eigenen Lebens. In Deutschland gibt es im Jahr 4.000 Verkehrstote, 1.200 Drogentote und 10.000 Suizide.]