Ich zeige mein Gesicht, weil es zu mühsam wurde, es zu verstecken. Dabei war mir meine Erkrankung äußerlich kaum ins Gesicht geschrieben – außer dass ich in akuten schizophrenen Schüben einen besonderen Glanz in meinen Augen gehabt haben soll. Meinen stumpfen Blick in den nachfolgenden Depressionen habe ich selbst bemerkt. Als ich nach acht Jahren chronischer schizoaffektiver Psychose gesund geworden war, arbeitete ich als Ergotherapeutin in der Psychiatrie. Zunächst verschwieg ich mein Vorleben. Aber eine Schizophrenie ist wie ein Etikett, das immer wieder unter darüber geklebten Etiketten hervorschaut. Schließlich wurde es mir zu anstrengend.
Ich habe meine Krankheitszeiten in meinen Lebenslauf geschrieben und trotzdem oder gerade deshalb Arbeitsstellen bekommen. Auf diese Weise lebe ich innerlich viel freier als ständig auf der Hut und in Angst davor, dass jemand mein ,Geheimnis‘ erfährt.“

Brigitte Richter, Ergotherapeutin
Pandora Selbsthilfe Psychiatrie-Erfahrener e.V.
[Die schizoaffektive Psychose ist eine psychische Erkrankung, die durch Störungen des Denkens, der Wahrnehmung und der Affektivität gekennzeichnet ist.]