Ich hatte einen sehr guten Job, dann kam die Kündigung. Dieses wahnsinnige Schamgefühl, drüber reden konnte ich nicht, und meiner Frau konnte ich gar nicht unter die Augen treten. Zumindest nicht nüchtern. Das Reden habe ich in der Gruppe gelernt. Wenn mir heute jemand Alkohol anbietet,
sage ich ruhig ‚Nein danke‘. Man muss wirklich an sich arbeiten, um dahin zu kommen. In der Selbsthilfegruppe nehmen wir jeden Menschen so wie er ist. Jeder hat noch ein Stückchen Würde. Ich rede mit den Neuen in der Gruppe sehr offen, all die Ausreden und Lügen habe ich ja selbst benutzt.“ Dieter
Wegschauen ist üblich. Ich steh zu dem, was ich falsch gemacht habe und zu meinem heutigen Leben. Früher haben wir viel unter den Teppich gekehrt, Diskussionen vermieden und auf Harmonie gemacht. Heute sind wir jeder ein bisschen unabhängig vom anderen. Das haben wir uns hart erkämpft.
Wir können alkoholfrei leben, weil wir uns in der Selbsthilfegruppe engagieren. Das ist unsere Lebensversicherung.“ Karin
Dieter und Karin Jörger, Kaufmann und Kauffrau
Guttempler, Selbsthilfegruppe für Suchterkrankte
[9,5 Millionen Deutsche trinken Alkohol in gesundheitlich riskanter Weise. Der volks- wirtschaftliche Gesamtschaden wird auf 25 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.]