Der Prozess der Identitätsfindung dauerte fünf Jahre. In dieser Zeit habe ich ein Doppelleben geführt: An den Wochenenden suchte ich außerhalb meines Wohnorts Gleichgesinnte aus der Selbsthilfegruppe, um mich in der weiblichen Rolle auszu- probieren. Am schwierigsten war, am Sonntagabend wieder in die männliche Rolle zurückzukehren. Die ganze Woche habe ich auf das Wochenende hin gelebt, um wieder mein angestrebtes Leben ausprobieren zu können. Zwei Dinge beschäftigten mich in dieser Zeit: Wie geht es beruflich und wie mit der Familie weiter!
Die Selbsthilfegruppe hat den Prozess durch den Austausch auf Augenhöhe sehr unterstützt. Irgendwann hatte ich den Mut in der Öffentlichkeit einzugestehen: Ich bin transsexuell – ich lebe im falschen Geschlecht. Dann gründete ich eine eigene Selbsthilfegruppe in Ansbach. Wir haben zu dritt angefangen, heute sind wir 150 Menschen in insgesamt 8 Selbsthilfegruppen mit einem gemeinnützigen Verein. Wir bieten Betroffenen eine erste Orientierung. In unserer Gruppe sind sowohl Männer als auch Frauen, vom Schüler bis zur 70-jährigen.
Besonders gut in der Selbsthilfegruppe tun mir die Freundschaften.“
Sandra Wißgott, Rektorin einer Grund- und Mittelschule
Selbsthilfegruppe Trans-Ident [Transsexuelle Menschen mit medizinischer und / oder juristischer Geschlechtsanpassung bezeichnen sich oft nicht mehr als transsexuell, sondern einfach nur als Mann bzw. als Frau.]